Ausschnitt aus Turbulenzen

ÜBER MICH - angelica jacobi -

Es gibt nicht den Plan der mir sagt wie und wo ich leben soll.
Jetzt lebe ich wieder in Deutschland, lange Jahre in Mexico und 1996 begann meine Reise von Alaska nach Feuerland.
Vierzehn wunderbare Jahre lebten wir im Auto oder mieteten ab und zu ein Haus.
Ich weiss nie wo ich in einem Jahr sein werde.
Es gibt nicht den Plan der mir sagt wie und was ich malen soll.
Da ist die Neugier, das Nichtwissen, die Sehnsucht.
Da ist die Realität, die Imagination, die Inspiration.
Gestern habe ich die Abstraktion, das Informelle auf eine Leinwand gebracht, heute die riesige Welt eines Ameisenhaufens
oder die Gesichter vieler Menschen, morgen könnten es die Farben meiner Gedanken sein.
Ich bin nicht auf der Suche, ich male weil es mir Spaß macht.
Es gefällt mir Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und sie darzustellen oder Augenblicke in Zeitlupe wiederzugeben.
Jetzt bereise ich Europa und Asien oder manchmal verweile ich, wie jetzt hier in Deutschland, an einem Ort dem es egal ist, ob ich bleibe oder weiterziehe.
Es gibt Augenblicke, da ich nicht malen kann - wie nach dem Hurrikan Isidor in Yucatan Mexico - als die Natur um mich abstarb, als alle Blätter schwarz
und alle Farben tot waren.
Immer noch spüre ich das Erdbeben der Stärke 8,6 - in Tocopilla Chile.
Doch die Reise geht weiter - im Kopf - im Traum - in der Wirklichkeit - es ist eine Lebensreise.
Wann sie zu Ende geht, das weiß ich ebenso wenig, wie ich nicht weiß, welches Bild ich morgen malen werde.
Natürlich fließen Eindrücke meiner Reisen in die Bilder ein. Es sind, wie heutzutage bei meinen Collagen,
auch fotografischen Wiedergaben meiner Gefühle und Erfahrungen,
die mich beeinflussen und deren Wichtigkeit ich selbst oft erst Monate später in einem Bild wieder erkenne.
Durch das Reisen hat sich meine Art der Wahrnehmung geändert.
Der Ort der Verwurzelung, Deutschland hat sich verändert. Die Art der Betrachtung wird neutraler, vielleicht distanzierter.
Manchmal ist dann eine Fliege oder eine Ameise für mich der Nabel der Welt.
Mir gefällt es ihre Schönheit zu malen.
Ich liebe Schrott und lass ihn wieder lebendig werden in einem Bild wie 'Junk' oder in meinen aus Sperrmüll gesammelten, bemalten Stühlen.
Ich weiß um das Aussterben der Palmen und male die Einsamkeit der noch lebenden in einem Bild wie 'Palma Sola'.
Ich male Geschichte der Lebenden, die fliehen und wiederkehren möchten. Ich male Trauer und Freude. Ich habe Zeit und Ruhe.
Ich kann mir die Menschen anschauen, mit all ihren kleinen Verrücktheiten, mit ihrer Selbstgefälligkeit und in ihrer Ignoranz.
Man mag sie dann wiederfinden in einem Bild wie "Mahomets Gesang".
Zeit und Ruhe gönne ich auch den Betrachtern meiner Bilder.


Wankum wieder in Deutschland 2017

Angelica Jacobi